Tradition im Ledrotal
In Pieve di Ledro, ganz nah am schönen, gleichnamigen See, befindet sich die Apotheke der Familie Foletto. Das Geschäft hat sich im Laufe der Jahre kaum verändert und trägt heute noch den bezaubernden Charme vergangener Zeiten, als die Einheimischen im Wald Kräuter sammelten und sie anschließend hierher brachten, damit sie zu Medikamenten verarbeitet werden konnten. Heute werden die Räume hingegen auch als Museum genutzt, das die Geschichte des Unternehmens bewahrt – und erzählt. Zwischen einer und drei Stunden, ganz nach Thema, sollte man für einen Besuch im Museum Foletto einplanen.
Ich gebe zu, ich war etwas skeptisch, als man mir eine Besichtigung in der Apotheke anbot. Für mich ist – oder war – die Apotheke immer nur ein Durchgangsort, ein Stopp auf dem Weg zwischen dem Auftreten eines Symptoms und der Genesung, den man danach schnell wieder vergisst. Da hab ich mich aber offensichtlich ganz schön geirrt, und zwar nicht nur wegen des reichen Angebots im Museum oder des umfangreichen Wissens, das es vermittelt: Was mich in der Apotheke Foletto wohl am meisten beeindruckt hat, sind die tiefen Einblicke in die über viele Jahrzehnte beibehaltene Lebensweise von Familien und Fachleuten, als Herstellungsprozesse noch nicht mechanisiert waren und man neben wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Traditionen und althergebrachte Erfahrungsschätze beachtete.
Zwischen den Tiegeln, Medikamenten und Lotionen steckt Vergangenheit, steckt die Liebe zum Beruf, zur Landschaft und zu den PatientInnen. Genau davon erzählt das Museum auch: Im Jahr 2000 von Achille Foletto gegründet, macht es die Geschichte der Apotheker-Familie Foletto für seine BesucherInnen erlebbar. Mechanische, chemische und pharmazeutische Geräte sowie tausende im Ledrotal heimische Pflanzenarten, die Angelo Foletto Mitte des 19. Jahrhunderts zu katalogisieren beschloss, warten hier auf Interessierte.
Das Museum besteht aus vielen unterschiedlichen Bereichen: Das Herbarium ist beispielsweise selbst für einen Laien wie mich eine echte Schatztruhe voller Kuriositäten und Wissen – und enthüllt noch dazu die wahre Bedeutung des Begriffs „officinalis“. Der Themenbereich „Destillierkolben, Stößel und Maschinen“ ließ mich indes in eine Atmosphäre eintauchen, die ich bisher nur aus dem Fernsehen oder aus Fachzeitschriften kannte: Wer sich hier näher über die Arbeitsgeräte informiert, erfährt auch, wie die Chemie Einzug in die Apotheken hielt und welchen Einfluss die historischen Ereignisse der Zeit darauf nahmen.
Spannende, interaktive Workshops schenken zudem die Möglichkeit, aus Technik und Wissen etwas Nützliches für die Gemeinschaft zu schaffen. Teilnehmende können dabei auch ihre eigenen Fähigkeiten testen: Cremes mischen, mit Wiesenblumen gespickte Seifen gießen, aus balsamischen Kräutern Sirupe kochen oder mit einer der ältesten Maschinen im Museum Lutschtabletten pressen.
Und das ist noch nicht alles! Ein Besuch in der Museumsapotheke endet häufig mit einer Verkostung der hier hergestellten Liköre. Der Ausflug ist also eine wahre Reise durch die Zeit, durch Erfahrung und Tradition, ja, durch die Geschichte des Ledrotals. Und ich weiß jetzt: Das lohnt sich unbedingt!
Dieser Artikel wurde 2023 in der ersten Ausgabe von BLU, dem Magazin von Garda Trentino, veröffentlicht. Seitdem wurde das Museo Foletto neu gestaltet, doch die Magie zwischen den historischen Maschinen, den Seiten des Herbariums und den Düften des Labors ist unverändert geblieben. Möchtest du es besuchen? Mit deiner Garda Guest Card ist der Eintritt kostenlos – und du erhältst sogar eine Ermäßigung, wenn du an einem der angebotenen Workshops teilnimmst!
