Seit Jahrhunderten ernten die Bauern im Valle dei Laghi die weißen Nosiola-Trauben, um daraus das Gold des Tals zu keltern: den Vino Santo. Eine antike römische Straße windet sich durch die sonnigen Weingärten. Mit flinken Händen ernten die Bauern die Trauben mit den dicksten, süßesten Beeren – nur die aus den ältesten Weinbergen, wohlgemerkt, damit sie auch die ganze Weisheit dieser autochthonen Rebsorte enthalten.
Nach der Ernte werden die Trauben in gut durchlüfteten Dachböden auf eigenen Trockenregalen – „Arèle“ genannt – zum Trocknen und weiteren Reifen ausgebreitet. Fünf bis sechs Monate lang liebkost die Ora – der täglich vom Gardasee herauf wehende Wind – die Ernte: genau bis zur Settimana Santa, der Karwoche, von der der Name des Weines herrührt. Erst zu diesem Zeitpunkt kehren die Bauern dann wieder in ihre Dachböden zurück und pressen die Weintrauben aus.
Von der Ernte bis zur Karwoche werden die Beeren vom Edelschimmel Botrytis cinerea getrocknet, sodass sich in ihren Resten ein Zuckerkonzentrat bildet. Anschließend pressen die Bauern die Trauben mit Kraft, Leidenschaft und ja, beinahe religiöser Andacht. Der Most wird in alte Eichenfässer gefüllt, die keine Holznoten mehr an den Wein abgeben. Anschließend fermentiert der Wein sechs bis zehn Jahre auf natürliche Weise in Kellern, die ihn wie einen kostbaren Schatz hüten. Eben diesem langen Fermentierungsprozess hat der Vino Santo den Titel „Passito dei passiti“ (der edelste unter den Süßweinen)zu verdanken.
Der Vino Santo ist – nicht ohne Grund – der ganze Stolz der Valle dei Laghi und wurde wegen seines besonderen Charakters und der traditionellen, über Generationen überlieferten Kelterungsart als Slow-Food-Präsidium anerkannt. Als „Kind“ des Windes Ora und der Nosiola-Traube vermittelt der Vino Santo die Liebe, die die örtliche Bevölkerung für ihre Region und deren Traditionen hegt – und gilt auch deshalb als ein Wahrzeichen des Valle dei Laghi. Die intensiv goldene Farbe unterstreicht die Kostbarkeit und Einzigartigkeit dieses speziellen Weines, der im Jahr 500 zum ersten Mal erwähnt wurde – damals wurde er übrigens nicht nur als edles Getränk genossen, sondern auch als Medikament eingesetzt.
Einmal abgefüllt, bleibt der Vino Santo gut ein halbes Jahrhundert lang erhalten, ohne seinen typischen Geschmack zu verlieren, und bietet sich als perfekter Begleiter zu edlen Käsesorten und Desserts an.
Die lokale Berühmtheit muss natürlich auch gefeiert werden! Aus diesem Grund wurde das alte „Appassitoio“ – die Trockenkammer – von Padergnone in ein Weinmuseum verwandelt: die Casa Caveau Vino Santo.
Dieser Artikel wurde 2023 in der ersten Ausgabe von BLU, dem Magazin von Garda Trentino, veröffentlicht. Casa Caveau Vino Santo befindet sich in Padergnone, im Valle dei Laghi; es handelt sich um ein interaktives Museum, das auch geführte Verkostungen von Vino Santo Trentino DOC anbietet. Hast du die Guest Card? Dann ist der Eintritt für dich kostenlos!